Auf die nächsten 5 Jahre!
Liebe Währingerinnen und liebe Währinger, sehr geehrte Mitglieder der Bezirksvertretung, liebe Frau Stadträtin,
vor 5 Jahren wurde ich das erste Mal als Bezirksvorsteherin von Währing angelobt. In diesen 5 Jahren haben wir viel weitergebracht, wir haben Währing gemeinsam ein ganzes Stück lebendiger, bunter und zukunftsfähiger gemacht – und ich freue mich, dass die Währingerinnen und Währinger diesen Weg bei der Wahl am 11. Oktober so klar bestätigt und ihm so viel Rückenwind gegeben haben.
Dieses Wahlergebnis ist Bestätigung – und es ist gleichzeitig Verantwortung und Auftrag. Kein leichter Auftrag. Denn diese nächsten 5 Jahre, diese Zeit von jetzt bis 2025 sind nicht irgendwelche 5 Jahre. Wir werden auf vielen Ebenen mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen haben. Und wir werden uns noch viel ernsthafter als bisher den Herausforderungen der Klimakrise stellen müssen.
Alle ernst zu nehmenden WissenschafterInnen sagen uns, dass wir gerade noch bis 2030 Zeit haben für den entscheidenden Turn-Around, der die Klimakrise nicht zur Klimakatastrophe werden lässt. Zehn Jahre noch – und die ersten 5 davon liegen nun für Währing in unserer Verantwortung.
In der Corona-Krise erleben wir gerade, wie abhängig wir voneinander sind, wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass auf allen Ebenen Verantwortung übernommen wird, Entscheidungen getroffen werden, dass alle an einem Strang ziehen und wir auch Veränderungen in unserem Leben akzeptieren, wenn es darauf ankommt. „Bei Corona und bei der Klimakrise,“ so sagt der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, „- bei beiden zählt: Wenn man den Zeitraum der Intervention verpasst, dann läuft das System exponentiell davon.„
In der Corona-Krise ringen die Verantwortlichen gerade täglich um das richtige Timing von Entscheidungen. In der Klimakrise wissen wir: Die Zeit der Intervention ist JETZT. Auch wenn wir bisher von Waldbränden wie in Australien oder Hurricans wie in den USA verschont sind – angekommen ist die Klimakrise auch in Währing:
Wir ringen um den Erhalt des Baumbestands, der Substanz des Währinger Grüns, auf das wir alle so stolz sind und das einen guten Teil der Lebensqualität in unserem Bezirk ausmacht. Die Bäume gehen reihenweise ein, die Budgets für Baumpflegemaßnahmen, Bewässerung und Nachpflanzungen explodieren. Öffentlich zugängliche Rückzugsmöglichkeiten werden in den Hitzeperioden insbesondere für ältere Menschen immer notwendiger. Südseitig gelegene Kindergarten- und Klassenzimmer sind ab Mai nicht mehr benutzbar, weil es einfach zu heiß wird. Und die Straßenerhaltung hat mittlerweile mehr mit Hitzeschäden im Sommer als mit Frostschäden im Winter zu kämpfen. Nur das Budget für die Schneeräumung wird seit Jahren verlässlich nicht ausgeschöpft.
Und auch wenn wir die Klimakatastrophe nicht in Währing abwenden werden – so wenig, wie wir die Corona-Krise in Währing lösen können: Es liegt in unserer Verantwortung, auf unserer Ebene, in unserem Bezirk das uns Mögliche zu tun. Weil – und hier noch ein Zitat von Klimaforscher Schellnhuber: „Ja, wir bekommen die Klimawende hin – wenn es ein Projekt ist, das alle erfasst.“
Ich bin froh, dass die aktuellen Regierungsprogramme auf Bundes- wie auf Landesebene ambitionierte Ziele in diese Richtung ausrufen – und ich darf schon jetzt ankündigen, dass ich deren Umsetzung einfordern werde.
Und ich bin froh, dass – wenn ich den Programmen bei der gerade zurückliegenden Wahl folge – wir uns auch hier weitgehend einig sind, dass wir Währing zukunftsfit machen wollen und müssen.
In den vergangenen fünf Jahren haben wir schon einiges geschafft. Zum Beispiel den Johann-Nepomuk-Vogl-Platz, wo unter anderem der neue Bauernmarkt so floriert, wie nur wenige gedacht hätten. Und der neben den Investitionen am Kutschkermarkt und auf der Währinger Straße zeigt, wie die attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums Nahversorgung, Kunst und Kultur und Grätzlleben fördert. Kein Wunder, dass sich das Geschäftsleute und so viele, die dort unterwegs sind, auch fürs Gersthofer Platzl wünschen.
Oder die autofreie Gestaltung des Schulvorplatzes in der Schulgasse. Die nicht nur für Schulkinder und deren Eltern ein unglaubliches Mehr an Platz und Qualität geschaffen hat, sondern auch für Zu-Fuß-Gehende, Radfahrende, kurz oder länger Ausruhende, Parknutzer und Nachbarinnen. Und so wie dort gibt es noch einige Grätzl in Währing, die kleine oder größere Freiräume mit mehr Grün und mehr Platz für die Nachbarschaft vertragen.
Oder die über 80 neuen Bäume im dicht verbauten Gebiet. Oder die vielen Verbesserungen an Schulwegkreuzungen, die für den Radverkehr geöffneten Einbahnen, die Beschleunigungsmaßnahmen für die Öffis. Und auch da warten noch jede Menge Aufgaben auf uns.
Gut funktionierende Nahversorgung, ein attraktives Platzerl zum Hinsetzen oder Spielen in unmittelbarer Wohnumgebung, mehr Grün statt Grau, wenn man sich durchs Grätzl bewegt, und die Möglichkeit, zu Fuß oder mit dem Fahrrad sicher und bequem unterwegs zu sein – das hilft in der Corona-Krise, das hilft dem Klima und das macht den Bezirk lebenswert.
Wir haben einiges geschafft in den vergangenen fünf Jahren – aber wenn wir uns die Entwicklung der CO2-Emissionen anschauen, dann müssen wir offen gesagt noch mehr als einen Zahn zulegen – allen voran, und das sei hier klar ausgesprochen, beim Klima-Sorgenkind Nummer 1, dem Verkehr. Wenn wir es in den nächsten 5 Jahren nicht schaffen – und darum können wir uns nicht herumschwindeln – wenn wir es nicht schaffen, dass wir insgesamt gemeinsam weniger Auto fahren, dann werden wir unserer Verantwortung nicht gerecht geworden sein.
Und noch einmal Hansjörg Schellnhuber: „Politiker lieben Probleme, die sie lösen können, und sie hassen solche, von denen man nicht weiß, ob man sie überhaupt in den Griff bekommt.“ Ich weiß nicht, ob wir die Klimakrise in den Griff bekommen. Ich weiß nur, dass wir aufhören müssen, uns wie Kinder zu benehmen, die wissen, dass in zwei Wochen Schularbeit ist und dass sie eigentlich lernen müssten – und die trotzdem Tag für Tag verstreichen lassen, sich ablenken und eine um die andere Ausrede finden, nur um nicht in Angriff zu nehmen, was zu tun ist.
Wir dürfen diese, unsere 5 Jahre nicht verstreichen lassen. Denn wir tragen nicht nur Verantwortung – unsere Kinder und Enkelkinder werden uns auch verantwortlich machen, dafür, wie wir in dieser Krise, von der wir alle wissen, gehandelt oder nicht gehandelt haben werden.
Lassen Sie uns die Herausforderung annehmen. Lassen Sie uns mit Energie und Ernsthaftigkeit für die Zukunft arbeiten, mit Sorgfalt und Entscheidungsfreude, mit Hartnäckigkeit und Kompromissbereitschaft, mit Wissen um die Interessen von heute und doch ganz klar mit der Verantwortung für morgen.