Bewegungsfreiheit für alle auf Währings Straßen
Seit dieser Woche stehen sie wieder, unsere mittlerweile zwei mobilen Tempomess-Anlagen. Und erinnern jene hinterm Lenkrad, wenn sie schneller fahren als erlaubt.
Es ist mit Abstand die häufigste von den Beschwerden und Sorgen, die bei mir landen: dass die Autos zu schnell unterwegs sind. Vor der Schule der Kinder, am Weg zum Einkaufen, in der eigenen Wohnstraße.
Man muss nicht wie ich Rettung gefahren sein, um zu wissen, dass die Sorge berechtigt ist. Rund 2 Tonnen Masse bringt ein Auto beim Zusammenprall ein – und wenn dann noch Geschwindigkeit dazu kommt, wird es für das „knautschzonenlose“ Schulkind, die ältere Frau am Weg zum Arzt, den einkaufenden Vater mit seinen Kindern oder die Radfahrerin am Weg zur Arbeit sehr schnell richtig gefährlich.
Und auch wenn niemand verletzt wird: Wenn Autos zu schnell daherkommen, dann ist das unangenehm und einschüchternd. Kinder trauen sich nicht über die Straße, Ältere müssen warten, bis jemand ihnen beherzt beim Überqueren hilft – es trifft gerade die, die das Zu-Fuß-Gehen brauchen, um selbstständig mobil zu sein.
Zu-schnell-Fahren bedeutet, andere massiv in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken. Es muss wohl am mangelnden Bewusstsein dessen liegen, dass es von vielen immer noch als Kavaliersdelikt gehandelt wird. Und augenzwinkernd so getan wird, als wäre die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bestenfalls eine Empfehlung.
Wie wir da rauskommen? Maßnahmenseitig werden wir das nicht in den Griff bekommen – auch wenn wir diesbezüglich viel tun im Bezirk, so viele Aufdopplungen als Tempobremsen (für eine aufgedoppelte Kreuzung muss man übrigens in etwa 100.000 Euro veranschlagen), 30er-Piktogramme auf der Fahrbahn, Tempomessungen und Polizei-Kontrollen können wir gar nicht machen.
Wir brauchen eine andere Kultur auf der Straße. Wir alle haben direkt vor unserer Haustüre gerne wenig Autoverkehr, wenig Lärm und rücksichtsvolle VerkehrsteilnehmerInnen. Wie kommen wir dahin, dass wir, wenn wir uns hinters Lenkrad setzen, auch den Rest der Stadt als Ort wahrnehmen, an dem andere Menschen leben, Kinder unterwegs sind und ältere Menschen gerne gefahrlos die Straße überqueren? Und nicht nur als Durchzugsstrecke, als Verbindung von A nach B?
Probieren Sie’s aus, wenn Sie das nächste Mal motorisiert unterwegs sind. Und wenn Sie eine unserer Tempomess-Anlagen anlächelt, freuen Sie sich mit uns über mehr Bewegungsfreiheit für alle.