Das Wohnzimmer im Schubertpark

Das Wohnzimmer im Schubertpark

Das Wohnzimmer im Schubertpark

Zugang zu Kunst und Kultur – das gehört zu einem guten Leben dazu. Und soll auch in Währing möglichst vielen Menschen möglich sein – ein Anliegen, das ich mit meinem Stellvertreter Robert teile. Und weil das so ist, gibt es unter anderem das kunst.fest.währing: einmal im Jahr ein buntes Festival mitten in Währing, quer durch die Kunstsparten, innovativ und anschlussfähig – so, dass möglichst viele Lust bekommen, vorbeizuschauen, etwas Neues auszuprobieren, dabei zu sein.

Robert investiert jedes Jahr viel Energie in Konzeption und Planung, und je näher das Fest kommt, desto intensiver wird sein Einsatz: Da kommt es schon mal vor, dass er in der Nacht vor der ersten Aufführung noch schnell eine Bühne zimmert. Oder dass er im letzten Moment seine Wohnzimmerlampe von zu Hause holt, um für ausreichend Licht bei der Lesung zu sorgen.

Ganz besonders gefordert war er vor einigen Jahren, als er gleich ein ganzes Wohnzimmer in den Schubertpark zaubern musste. Und das kam so:

Über eine der Kurator*innen hatten wir Kontakt zum Pianisten Marino Formenti, bekannt für seine interaktiven Performances, dafür, dass er die ungewöhnliche Begegnung mit Menschen liebt, am besten in deren Alltag und so niederschwellig wie möglich.

Wir trafen uns mit ihm – und wenig später war die Idee geboren: ein musikalischer Treffpunkt, ein MUSIC DIWAN unter freiem Himmel. Marinos Idee war, im Schubertpark ein gemütliches Wohnzimmer einzurichten, den Alltag von uns Währingerinnen ein wenig zu verzaubern, mit den DIWAN- Besucherinnen zu singen und zu musizieren. Die Kunstperformance sollte eine Pause vom Alltag gönnen, ein wenig zum Durchatmen bringen und mit dem Motto „Alle Menschen werden Brüder“ daran erinnern, wie wichtig das gelassene und empathische Miteinander für uns alle ist.

So weit so charmant. Nur, wie kommt ein gemütliches Wohnzimmer samt Klavier in den Schubertpark?

Kein Problem für Robert. Innerhalb weniger Tagen zauberte er gemeinsam mit dem Künstler aus dem Caritas-Lager einen riesigen Teppich und ein großes Sofa in den Park, dazu noch zwei voluminöse alte Fauteuils aus den 1970er Jahren. In seiner Garage fand sich zusätzlich ein altes Sideboard, das ebenfalls in den Park gekarrt wurde.

Für den Teegenuss zog Robert los, um einen speziellen Samowar zu finden – einen mit Kohle betriebenen, denn im Park gibt es ja keinen Stromanschluss. Auch da wurde unser unermüdlicher Robert schließlich fündig und die Teezeremonie war gerettet.

Fehlte nur noch das Herzstück der Performance: ein Klavier für alle. Das wurde schließlich in wetterfester Ausführung und inklusive wasserfestem und versperrbarem Überzug für die Nacht angemietet, und so stand der Performance nichts mehr im Wege.

Und wirklich, schon am nächsten Tag bei der Eröffnung scharten sich die Menschen im temporären Wohnzimmer um das Klavier, saßen gemütlich auf den Sitzmöbeln oder rundherum in der Wiese. Wer spielen konnte, brachte Instrumente mit oder gab gemeinsam mit Formenti ein Stück zu vier Händen zum Besten, während das Publikum mitsang, Tee trank oder einfach nur genoss, Teil dieser lebendigen Performance zu sein.

Schnell bildete sich eine richtige Fan- Community und es war einfach herzerwärmend zu sehen, was für schöne gemeinsame Momente zwischen völlig Fremden entstanden. Wie beispielsweise die Parkbetreuung mit ihren Kids vorbeischaute, die dann begeistert mitsangen, oder der Schulchor des nahen Gymnasiums. Oder eine Opernsängerin, die aus ihrer Wohnung in der Weimarer Straße kam und mit einstimmte. Oder die Gruppe All´Arrabbiata, die ihre italienischen Lieder gemeinsam mit Marino zum Besten gab. Selbst Freundinnen des Künstlers reisten an, um mit ihm und den Währingerinnen zu singen und zu spielen.

Aus fünf Tagen Living Room im Schubertpark ist schließlich eine schöne Verbindung nicht nur zwischen Marino und Robert entstanden, sondern auch zwischen dem Künstler und den Währinger*innen. Marino war in der Folge noch öfter beim Kunstfest dabei – und 2023 feierte er im Rahmen des Festes sogar seinen Geburtstag mit einer zweitägigen Dauerperformance in der Semmelweisklinik. Selbstverständlich wieder mit tatkräftiger Unterstützung aller.