Vorrang fürs Zu-Fuß-Gehen

Vorrang fürs Zu-Fuß-Gehen

Vorrang fürs Zu-Fuß-Gehen

Wussten Sie, dass wir in Wien 30 % unserer Wege zu Fuß zurücklegen? Und da sind die Schritte zur Straßenbahnstation oder dem abgestellten Auto noch nicht einmal eingerechnet!

In den Diskussionen ums Verkehrsgeschehen spielt das Zu-Fuß-Gehen dafür vergleichsweise wenig Rolle: Weil der Autoverkehr viel mehr Platz braucht und schon deshalb mehr Aufmerksamkeit für sich beansprucht. Und weil es vor allem Kinder und ältere Menschen sind, die viel zu Fuß gehen – und die haben in der öffentlichen Diskussion keine laute Stimme.

Das hat mich schon immer gestört, und deshalb war es mir als Bezirksvorsteherin von Anfang an wichtig, diesen leisen Stimmen Gehör zu verschaffen. Und das Zu-Fuß-Gehen Schritt für Schritt einfacher und sicher zu machen: kürzere Querungen, bessere Sicht auf den Autoverkehr, ab und zu ein Bankerl zum Kurz-Pause-Machen, kürzere Wartezeiten bei Ampeln.

Apropos: Können Sie sich noch an die langen Wartezeiten bei der Ampel über die Währinger Straße Richtung Kutschkermarkt erinnern? Dieses erzwungene minutenlange Innehalten an dieser Stelle, so dass sich oft ganze Menschentrauben bildeten, bevor es endlich Grün wurde? Wie viele Anträge hatten wir diesbezüglich gestellt, als wir noch in Opposition waren! Zu teuer, zu kompliziert, die Wiener Linien dagegen – so die wenig ermutigenden Antworten des damaligen Bezirksvorstehers.

Ich rechnete also mit keinem schnellen Ergebnis, als ich das Thema, kaum war ich Bezirksvorsteherin, auf die Tagesordnung setzte. Und war umso überraschter, als es von allen Seiten hieß: Kein Problem. Um wenige tausend Euro war die Ampel kurze Zeit später umprogrammiert und die Wartezeit für Fußgänger*innen um ein Drittel reduziert.

Mutig geworden, fragte ich auch gleich wegen der nahen Ampelanlage über die Gentzgasse: in diesem Fall per Druckknopf gesteuert, und auch hier die Wartezeiten für die Fußgänger*innen unfassbar lang. Und auch das keine große Geschichte: Die Programmierung wurde geändert, die Ampel schaltet jetzt innerhalb weniger Sekunden auf Grün.

Schwieriger war die Situation bei der Ampel Gersthofer Straße – Salierigasse: auch eine Druckknopfampel, auch viel zu lange Wartezeiten, und zusätzlich die Anlage so unglücklich platziert, dass sie für alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichermaßen unübersichtlich und gefährlich war. So weit, dass ansässige Geschäftsleute ihre älteren Kundinnen auf Wunsch über die Straße begleiteten.

Mit einer einfachen Umprogrammierung war da nichts zu gewinnen. Glücklicherweise stand eine Modernisierung der Ampel an – die wir nutzten, um die gesamte Anlage zu versetzen und die Querung übersichtlich und sicher zu machen. Und die Wartezeiten konnten wir obendrein halbieren.

Aber nicht nur bei Ampelanlagen, auch auf den Gehsteigen haben wir dem Zu-Fuß- Gehen wieder höhere Priorität gegeben: Oft wurden in früheren Zeiten die Gehsteige mit „Anrampungen“ versehen und dann ein Teil davon als Abstellfläche für Autos genutzt. Besonders mit Schrägparkern wurde dann der Platz fürs Zu-Fuß- Gehen oft über Gebühr eingeschränkt oder gleich der gesamte Gehsteig bis zur Hausmauer blockiert.

Ein Vorwärtskommen war dann an so mancher Stelle im Bezirk nur noch im Gänsemarsch möglich. Wie zum Beispiel in der Weimarer Straße Richtung Schubertpark: Die schräg abgestellten Autos ließen gerade so viel Platz, dass man zwischen Motorhauben und Mauer einzeln und hintereinander zum Park hinaufgehen konnte. Eine Zumutung, sowohl für die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Schulweg in die Bunte Schule oder ins Gymnasium in der Schopenhauerstraße als auch für jene, die ihnen mit Kinderwagen, Einkaufstrolley oder Rollator aus dem Park entgegenkamen.

Heute können die Jugendlichen nebeneinander plaudernd Richtung Schule spazieren, wenn jemand mit Kinderwagen oder Rollstuhl entgegenkommt, ist es kein Problem auszuweichen. Und die schönste Rückmeldung bekam ich von einer Mutter, die sich einfach dafür bedankte, dass sie jetzt jeden Tag ihre zwei Mädels auf dem Schulweg links und rechts an die Hand nehmen könne und sie zu dritt ungefährdet und mit viel Freude unterwegs wären. So wie viele andere Fußgänger*innen auch.