„Währing ist ein großes Vorbild für mich“

„Währing ist ein großes Vorbild für mich“

Judith Püringer - (c) Karo Pernegger

Sie wissen es alle: Bald werden in Wien der Gemeinderat und die Bezirksvertretungen neu gewählt. Was vermutlich nicht so viele wissen: Unsere grüne Spitzenkandidatin für Wien, Judith Pühringer, ist in Währing aufgewachsen. Sie kann sich noch gut ans Währing ihrer Kindheit erinnern – und als ich sie gebeten habe, diese Erinnerungen mit uns zu teilen, hat sie sofort zugesagt. Danke, Judith!

Hallo, ich bin Judith Pühringer, und meine Familie und ich sind Ende der 1970er Jahre nach Währing gezogen – in die Gentzgasse, in den großen Buwog-Bau. Acht Stiegen hat der gehabt, und gleichzeitig mit uns sind ganz viele junge Familien mit ihren Kindern eingezogen. Eine ganze Generation ist da gemeinsam groß geworden in diesem grünen Hof – ein echtes Paradies für uns Kinder.

Draußen allerdings war alles Beton und Autos und Straße. Alles grau in grau, die Autos viel zu schnell. Ein Mädchen von der Dreierstiege ist auf dem Schulweg überfahren worden und gestorben. Michaelerstraße, Ecke Semperstraße. Marie-Theres hat sie geheißen. Wann immer ich dort vorbeikomme, muss ich an sie denken. Es kam dann dort ein Zebrastreifen – immerhin, aber das war schon das höchste der Gefühle.

Dass die Autos überall Vorrang hatten, dass einfach überall Parkplätze waren – das war wie ein Naturgesetz: Die brauchen viel Platz, die sind gefährlich, alle müssen aufpassen. Auf den Punkt gebracht war das in der Fernsehfigur vom Helmi – ein Maxerl mit Helm, das allen Kindern sagt: Augen und Ohren auf! Ihr müsst aufpassen und nicht die Autos, denn die sind stärker!

Manche sehen das eh immer noch so. Aber für die Bezirkspolitik zählen jetzt halt auch die anderen, die Kinder, die älteren Menschen, die viel zu Fuß gehen: Es ist viel sicherer mit Tempo 30, mit all den Fahrbahnanhebungen, Gehsteigvorziehungen, Zebrastreifen – das macht einen Riesenunterschied zum Währing meiner Kindheit.

Auch das Radfahren damals! Der Klassiker war: Man packt das Fahrrad, steigt in die Stadtbahn – die heutige U6-Strecke – und fährt auf die Donauinsel. Weil nur dort kann man einigermaßen entspannt radeln. Dass man sich wie heute mit dem Rad quer durch den Bezirk bewegt – undenkbar.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Grün. Grün war’s eben bei uns in der Wohnanlage. Wenn du sonst ins Grüne wolltest, dann musstest du in den Türkenschanzpark oder in den Pötzleinsdorfer Schloßpark. Dass Grün im Stadtbild vorkommt, dass es Bäume in immer mehr Straßen gibt, dass man sich immer wieder mal wo hinsetzen kann – das gab’s damals alles nicht. Das hat sich durch die GRÜNEN und Silvia Nossek jetzt tatsächlich innerhalb weniger Jahre völlig verändert.

Ich bin dann weggezogen aus Währing – in den Nachbarbezirk, nach Hernals. Durch die intensiven Freundschaften und die Jungscharzeit habe ich aber nach wie vor intensive Währing-Verbindungen. Und bekomme deshalb mit, wie sehr sich der Bezirk in den letzten Jahren positiv verändert hat.

Allein die Währinger Straße hat so einen völlig anderen Vibe! Früher war das eine dieser Einkaufsstraßen, die permanent ein bisschen am Sterben waren. Aber jetzt, mit den Bäumen, fußgängerfreundlicher, übersichtlicher – da bekommt man richtig Lust aufs Flanieren!

Oder eben das Radfahren: Ich wohne jetzt im 17. Bezirk, sehr nah an der Bezirksgrenze. Wir fahren oft rüber nach Währing, auch mit meiner zehnjährigen Tochter. Zum Beispiel in den Türkenschanzpark. Und es ist so schön, dass das problemlos geht.

Die allereindrücklichste Veränderung ist für mich der Johann-Nepomuk-Vogl-Platz: Als Jugendliche haben wir uns dort getroffen, weil es einen super Kebabstand gab. Aber der Platz selbst – das war kein Platz, das war ein totaler Unort. Wie ihr den dann umgebaut habt, das werde ich nie vergessen, auch das Eröffnungsfest, super! Plötzlich sind da so viele Menschen am Platz, treffen einander, gehen auf einen Kaffee, es gibt das Wasserspiel, den Spielplatz, die Tischtennis-Tische, den Bauernmarkt – der Platz ist nicht wiederzuerkennen!

Genau an diesem Platz sieht man, was man mit Mut und Verantwortung alles verändern kann. Und da ist Währing für mich das große Vorbild: So will ich die ganze Stadt beleben und für die Menschen gestalten. Währing hat den Mut bewiesen, den wir auch im Rest der Stadt brauchen.