Von Parkplätzen, Miethaien und Toiletten – Ein Abend mit Silvia Nossek in der „Pusteblume“
(04.09.2020) Alle paar Minuten rast ein Auto vorbei, das deutlich schneller unterwegs ist als die erlaubten 30 Stundenkilometer. Wegen des Fahrzeuglärms stockt das Gespräch im Parklet „Pusteblume“ in der Theresiengasse dann kurz. Autos und Parkplätze sind eines der Hauptthemen beim Gespräch mit Silvia Nossek: Die Situation sei deutlich besser als vor der Einführung des Parkpickerls, meint eine Besucherin. Vor allem am Abend werde es aber immer schwieriger einen Platz zu finden. Sie würde gerne auf die öffentlichen Verkehrsmittel ausweichen, bei ihren Arbeitszeiten sei das aber nur schwer möglich.
Es sei ein Dilemma, gibt Silvia Nossek zu. Im besonders dicht verbauten Teil Währings in der Nähe des Gürtels besitzt nur jede dritte Haushalt ein Auto. Wieso kommen die andere zwei Drittel dazu, dass der öffentlichen Raum fast ausschließlich als KFZ-Abstellplatz genutzt wird, so wie früher? Um die Stadt klimafit zu machen, braucht es mehr Bäume, mehr Schatten und weniger asphaltierte Flächen. Langfristig müsse Mobilität in der Stadt anders organisiert werden, zum Beispiel mit Carsharing. Kurzfristig sei das für einen Teil der Anwohner aber natürlich ein Problem
Die zwölf neuen Bäume in der Gasse seien großartig, meint eine Passantin, die nur kurz stehen bleibt. Sie freue sich jedes Mal, wenn sie daran vorbeigeht – schön, dass es die Gelegenheit gibt, sich persönlich bei Silvia Nossek zu bedanken.
Immobilienspekulation ist das andere große Thema des Abends. In den letzten Jahren wurden im Grätzel mehrere Häuser abgerissen oder saniert – viele Altmieter wurden dabei hinausgeekelt. Gleichzeitig sind die Miet- und Wohnungspreise deutlich gestiegen. Der Bezirk habe hier nur wenig Mitsprachemöglichkeiten, erklärt Silvia Nossek. Auf Ebene der Stadt haben die Grünen allerdings erreicht, dass Abrisse von Gründerzeithäusern nicht mehr so einfach genehmigt werden.
Es sei großartig, dass die Toilette am Kutschkermarkt saniert worden ist, erzählt eine ältere Dame. Sie wünsche sich dringend mehr öffentliche Toiletten. Vor 2015 wurden innerhalb kurzer Zeit sechs öffentliche Toiletten im Bezirk geschlossen. Bei den drei Toilettanlagen, bei denen der Bezirk ein Mitspracherecht hatte, gab es dafür die Zustimmung des früheren Bezirksvorstehers Homole von der ÖVP, aus Kostengründen. Jetzt werden wieder neue Toiletten errichtet, die nächste im Währinger Park. In der Stadtverwaltung habe bei der Frage ein Umdenken eingesetzt, erklärt Silvia Nossek, auch wegen der Kritik aus den Bezirken.
Fassadenbegrünungen, die Zukunft des Wasserturms im Anton-Baumann-Park und die Umgestaltung des Grätzels durch den Bau der neuen Station der U5 sind einige andere Themen des Abends. Klar ist: Im Grätzel rund um die Theresiengasse gibt es auch in den nächsten Jahren genug zu tun.