Rettung für Währings grünes Erbe

Das schönste Erbe, das wir hier in Währing haben, sind das viele Grün und die alten Bäume, die Generationen vor uns mit Bedacht gepflanzt haben. Ihnen haben wir die Alleen, Parks und Grünflächen zu verdanken, die unseren Bezirk so lebenswert machen – und es ist unsere Verantwortung, dieses Vermächtnis zu beschützen und zu pflegen.
Denn sein Bestand ist beileibe keine Selbstverständlichkeit – wie ich gleich bei meinem ersten Gespräch mit den kundigen Mitarbeiter*innen der Wiener Stadtgärten erfahren musste. Es war ein kleiner Schock, als sie mir eröffneten, dass es vor allem um Währings Straßenbäume äußerst schlecht stünde. Seit Jahren würden sie schon warnen, bisher ohne Erfolg. Und nun sei es höchste Zeit, etwas zu unternehmen.
Ich brauchte nicht lange, um das Problem zu verstehen – zu oft hatten wir Grüne selbst die früher gängige Praxis kritisiert, die Grünstreifen zwischen Bäumen zu asphaltieren, um dann Autos darauf abzustellen. Man hätte den großen, alten Bäumen viel zu wenig Platz gelassen, so die Stadtgärtner*innen – die immer heißer und
trockener werden Sommer ließen nun immer mehr von ihnen verdursten. Und auch die nachgepflanzten Jungbäume hätten unter diesen Bedingungen keine Chance zu überleben. Ohne rasche Maßnahmen wären einige der Währinger Alleen wohl in wenigen Jahren Geschichte.
Auf meine Nachfrage, um welche Straßenzüge es denn ginge, begannen sie aufzuzählen. Die Liste war lang – und mir wurde ein bisschen schwummrig. Wir waren angetreten, um neues Grün nach Währing zu bringen – dass es auch um die bestehenden Bäume dermaßen dramatisch stand, war uns nicht bewusst gewesen.
Da half nur eines: Ärmel hochkrempeln und sich gemeinsam an die Arbeit machen. Ganz oben auf der Liste: die Alsegger Straße. Wer sich heute noch gar nicht so alte Fotos anschaut, sieht auch als Laiin, in welch schlechtem Zustand die Bäume waren. Und wir haben Abschnitt für Abschnitt saniert. Über vier Jahre. Die Grünstreifen zwischen den Bäumen freigelegt, das stark verdichtete Erdreich getauscht, Einfahrten und Autoabstellflächen baumverträglich organisiert. Die meisten Arbeiten händisch, um die Baumwurzeln nicht zu beschädigen. Es war mühsam und teuer – aber es hat sich gelohnt: Wer heute durch die Alsegger Straße spaziert, sieht, wie sich die Bäume erholen.
Es folgten Gymnasiumstraße, Colloredogasse, Weimarer Straße, und dann ein mir besonders wichtiges Vorhaben: die Rettung der Lindenallee in der Pötzleinsdorfer Straße. Vor über 200 Jahren angelegt, für das Stadtbild wichtig und als Frischluftschneise vom Wienerwald in die Stadt. Und auch hier war die Situation erschreckend: das Erdreich durch die jahrzehntelange „Beparkung“ betonartig eingeebnet und kontaminiert, viele Bäume an Stamm, Rinde und Wurzeln geschädigt, in den Jahren davor schon ein Viertel der alten Bäume verloren.
Es war unser bislang größtes Projekt zur Baumrettung, und wir haben es geschafft – nicht zuletzt, weil ich die Stadt von seiner Förderwürdigkeit überzeugen konnte und wir außerdem mit der gleichzeitigen Umsetzung des Radwegs Kosten gespart haben.
Im Übrigen eines der wichtigsten Erfolgsrezepte, wenn es gilt, das knappe Bezirksbudget bestmöglich zu nutzen: Wo immer sich größere Bauvorhaben der Stadt abzeichnen, versuchen wir, diese mit sinnvollen Maßnahmen unsererseits zu kombinieren – so zuletzt die Rettung der Lindenallee in der oberen Kreuzgasse im Anschluss an einen Wasserleitungstausch oder die Freilegung des Grünstreifens in der Währinger Straße gegenüber der Hans-Radl-Schule als Teil des Radwegprojekts. Auch dort freuen sich die Bäume jetzt über mehr Platz.
Und wir machen weiter – noch warten genug wichtige Schattenspender auf ihre Rettung, als nächstes unter anderem in der Schöffelgasse, die nach dem legendären Wienerwald-Retter Joseph Schöffel benannt ist. Wir werden dem Namen Ehre machen und im Zuge der Baustelle für die fünfte Wiener Hauptwasserleitung den Bäumen dort mehr Platz und damit eine realistische Überlebensmöglichkeit schaffen. Und so unseren Teil dazu beitragen, dass unser grünes Erbe im Bezirk auch für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten bleibt.