Parkplatzsuche mit dem Lastenrad

Seit Veronika sich mit ihrem Sohn Jakob einmal das Grätzl-Lastenrad ausgeborgt hat, wünscht sich ihr Kleiner nichts sehnlicher, als damit jeden Tag in den Kindergarten chauffiert zu werden. Super Idee, finden seine Eltern – sie liebäugeln ohnehin schon länger mit der Anschaffung eines Lastenrads und Jakobs Kindergarten liegt zwar sehr malerisch, aber auch weit draußen und ist nur schwer zu erreichen.
Kaum erstanden, starten sie zur ersten Ausfahrt Richtung Kindergarten. Tapfer und vergnügt kämpft sich Veronika die Anhöhe Richtung Pötzleinsdorf hinauf, und trotz selektiver Strecke gibt es doch auch manch andere Eltern, die ihren Nachwuchs mit Lastenrad, ganz wenige sogar mit eigenem Kinderfahrrad im Schlepptau zum Kindergarten bringen. Fröhlich winken sie einander zu, gemeinsam freut man sich, an der frischen Luft unterwegs zu sein.
Die Ernüchterung folgt dann vor dem Kindergarten: kein Abstellplatz für die Räder. Die anderen Eltern zucken nur mit den Schultern. Sie hätten es schon probiert, aber der Kindergarten hätte abgelehnt. Sicherheitsbedenken.
Veronika schüttelt ungläubig den Kopf. Nicht nur, dass es in dem teuren Neubau, in den sie kürzlich mit ihrer Familie eingezogen ist, zwar eine überdimensionierte Autotiefgarage gibt, aber keinen brauchbaren Fahrradabstellraum – nein, selbst hier, auf diesem großzügigen Gelände, sollte es ein Problem sein, Fahrräder sicher abzustellen?
Sie überlegt. Ist nicht die Bezirksvorsteherin eine passionierte Radfahrerin? Einen Versuch ist es wert – und schon landet eine Mail in meinem Postkasten.
Tatsächlich rennt Veronika mit ihrem Anliegen bei mir offene Türen ein: Den eklatantesten Mangel haben wir zwar in den letzten Jahren behoben, dennoch gibt es noch immer zu wenig Radabstellanlagen im Bezirk. Wenn wir wollen, dass sich Menschen umweltfreundlich und gesundheitsfördernd fortbewegen, müssen wir auch die nötigen Rahmenbedingungen dafür schaffen.
Bis so ein Radbügel steht, müssen allerdings einige Hürden genommen werden: Zunächst wird mit Verkehrsbehörde und Straßenverwaltung die genaue Platzierung besprochen. Kann man die Gelegenheit gleich nutzen, um im Kreuzungsbereich oder bei einer Ausfahrt Sichtbeziehungen zu verbessern? Oder die Einfassung eines Pflanzbeetes vor ein- bzw. ausparkenden Autos zu schützen? Stehen Kanalabflüsse, Pflastersteine oder ähnliches einer Montage entgegen?
Ist der Ort geklärt, müssen die Bügel zuerst von der Verkehrsbehörde verordnet werden, danach bestellt die Straßenverwaltung die entsprechende Markierung bei der Markierungsfirma und dann die Radbügel bei der Radbügelfirma. Und jetzt wissen Sie, warum Asterix als Legionär eher zu seinem Passierschein A38 kommt als wir zu einem neuen Fahrradbügel. Deswegen: Sollten Sie auf eine Radabstellanlage in Ihrer Gegend warten – haben Sie bitte ein wenig Geduld.
Im konkreten Fall war mir die Sache ein besonderes Anliegen. Ich habe den neu gebauten Pötzleinsdorfer Kindergarten von meinem Vorgänger gleichsam geerbt – und von Anfang an war es mir ein Rätsel, wie man einen Kindergarten so weit weg von jeder öffentlichen Verkehrsanbindung errichten kann, ohne sich Gedanken über ein Mobilitätskonzept zu machen. All meine Anläufe, ein solches im Nachhinein zu erarbeiten, sind bisher gescheitert, und ich scheitere wahrlich nicht gern.
Damit war für mich aber auch klar: Wenn es schon Eltern gibt, die mit ihren Kindern den Weg per Fahrrad auf sich nehmen, dann werde ich alles mir Mögliche tun, sie dabei zu unterstützen.
Für die Elternfahrräder fanden wir eine recht rasche Lösung: Wir errichteten eine entsprechende Abstellanlage noch außerhalb des Geländes. Blieb noch das Anliegen, die nicht immer ganz billigen Kinderfahrräder sicher aufzubewahren – und daher möglichst nicht außerhalb des Geländes auf einem kaum frequentierten Parkplatz. Ich konnte mich letztlich mit der Kindergartenverwaltung darauf einigen, dass eine Abstellanlage gleich neben dem Müllplatz machbar und keine besondere Gefährdung der Kinder wäre.
So haben wir mit vereinten Kräften geschafft, diese Radbügel gegen alle bürokratischen Windmühlen zu errichten – einzig den Berg, den müssen Veronika, Jakob und die anderen weiterhin aus eigener Kraft hinaufradeln.