Mit dem Fahrrad die Stadt erobern

Mit dem Fahrrad die Stadt erobern

Mit dem Fahrrad die Stadt erobern

Radfahren in der Stadt ist auch für manch geübte Radler*in eine Hürde. Dann höre ich: „Ich fahr viel mit dem Rad – aber nur auf der Donauinsel. In der Stadt ist es mir zu gefährlich.“ Oder: „Als Kind am Land bin ich mit dem Rad in die Schule gefahren. Aber in Wien trau ich mich einfach nicht.“

Das ist mehr als schade, denn Radfahren macht Freude, ist gesund und gerade in der Stadt mit ihren kurzen Distanzen unglaublich praktisch. Ganz abgesehen davon, dass es keinen Lärm macht, weder CO2 noch Feinstaub produziert und wenig Platz braucht. Jeder Kilometer Rad statt Auto bedeutet mehr Lebensqualität für alle – und deswegen gilt es, die Hürden fürs Radfahren Stück für Stück aus dem Weg zu räumen.

Dazu braucht es zuerst attraktive Radverbindungen. Mit dem zuletzt geschafften Lückenschluss in der Währinger Straße gibt es jetzt eine sichere Radverbindung von Pötzleinsdorf bis zum Gürtel. Und auch vom 17. Bezirk in den 19. kommt man mittlerweile durchgängig und bequem, die weithin geöffneten Einbahnen bieten gute Alternativen zu stark befahrenen Straßen und solchen mit Schienen.

Doch das ist nur die halbe Miete. Es geht auch darum, Lust aufs Radfahren zu machen. Und Mut zum Radfahren. Und manchmal braucht es nur ein paar Tipps für eine sichere Route oder den Umgang mit dem Stadtverkehr.

Da waren zum Beispiel vor einigen Jahren zwei 16-Jährige, ein Mädel und ein Bursch, die im Jugendparlament bessere Radverbindungen für Währing forderten. Damals war da tatsächlich noch viel Luft nach oben – wir hatten zwar schon einiges in Planung, aber eben noch nicht umgesetzt.

Kurzerhand verabredete ich mich mit den beiden zu einer Radrundfahrt durch den Bezirk und erzählte ihnen unterwegs von unseren Vorhaben. Am Ende der Tour kamen die beiden dann mit ihrem eigentlichen Anliegen: Es ging um ihren täglichen Schulweg von Gersthof in den 9. Bezirk – den würden sie gerne mit dem Rad fahren, hatten aber keine Idee, wie und wo.

Dieses Vorhaben wollte ich doch unbedingt unterstützen. Also überlegte ich mir eine sichere Route, die wir bei einer gemeinsamen Testfahrt ausprobierten. Und damit radelten die beiden in der Folge tatsächlich täglich in die Schule – mit wachsender Freude und Sicherheit, wie sie mir berichteten.

Ähnlich inspirierend eine Begegnung im Rahmen unserer Radaktionstage: Bei einer der angebotenen Touren stand plötzlich eine ältere Dame vor mir und präsentierte halb stolz, halb betrübt ihr brandneues Fahrrad: Sie hätte es erst vor Kurzem gekauft, aber dann habe ihre Schwester einen Radunfall gehabt und jetzt traue sie sich nicht mehr aufzusteigen – total schade drum.

Das fand ich auch – und so nahm ich sie bei unserer Tour speziell unter meine Fittiche, ließ sie gleich hinter mir fahren und gab ihr immer wieder Tipps für das Radeln im Stadtverkehr (für Interessierte anschließend an diese Geschichte nachzulesen). Am Ende unserer Ausfahrt wirkte sie recht zufrieden und machte sich ohne Zögern auch gleich per Rad auf den Heimweg.

Ungefähr drei Wochen später bekam ich dann ein begeistertes E-Mail: Dank unserer Tour sei sie nun regelmäßig mit dem Rad in der Stadt unterwegs und das mache ihr sehr viel Freude.

Da soll noch einer sagen, dass Radfahren nicht glücklich macht

Meine wichtigsten Stadtradel-Tipps:

  • Mit kurzen, regelmäßigen Wegen gemütlich starten. Mit Zeit und Übung
    kommt die Sicherheit.
  • Beim Linksabbiegen frühzeitig mehrfach über die Schulter schauen und
    fürs Links-Einordnen rechtzeitig Handzeichen geben – das zeigt nahenden
    Autofahrenden gut an, was man vorhat.
  • In der Mitte der Fahrbahn fahren schützt vor unachtsam geöffneten Autotüren
    und bringt „Manövrierraum“ Richtung Gehsteig, falls es mal eng wird.
  • Beim Fahren gegen die Einbahn Blickkontakt mit entgegenkommenden
    Autolenker*innen aufnehmen. Im Zweifelsfall eher mittig fahren und erst
    ausweichen, wenn auch das Auto ausreichend abgebremst hat.
  • Wenn neben Schienen nur wenig Platz ist, dann durchgängig in der Mitte der
    Gleise fahren. Alles andere ist gefährlich und nimmt jeden Handlungsspielraum.
  • Schienen möglichst rechtwinkelig queren. So können die Räder nicht in die
    Schienen kommen und sie rutschen bei Nässe weniger leicht weg.