In der Weihnachtsbäckerei

Bezirksvorsteherin sein bedeutet auch, dass ich für viele Dinge, die ich früher gerne gemacht habe, zu wenig Zeit habe. Das ist einfach so, damit muss man leben – der Alltag ist so dicht und fordernd, dass anderes zwangsläufig zu kurz kommt. Etwas, was ich mir allerdings nicht nehmen lasse, ist das Kekse-Backen in der Vorweihnachtszeit.
Früher habe ich gemeinsam mit meiner Mutter ein Adventwochenende lang ihre großräumige Küche in unsere private Weihnachtsbäckerei verwandelt. Es machte uns immer wieder viel Freude, gemeinsam zu werkeln und Zeit miteinander zu verbringen. Über die Jahre wurden wir ein bestens eingespieltes Team und betreffend Backprozess richtige Optimierungskünstlerinnen. Und auch jetzt, wo ich mittlerweile alleine backe, halte ich mich weitgehend an den ausgeklügelten Ablauf:
Begonnen wird immer mit den „Schwierigen“, das sind die Kekse, die mehrere Arbeitsschritte brauchen. Besonders beliebt: die Mürbteigkekse, mit Marmelade bestrichen, mit Marzipan gefüllt und abschließend noch in Schokolade getunkt. Kritischer Pfad ist das Backrohr – über Stunden ununterbrochen im Einsatz. Und während es dann mit der allerletzten Fuhre Vanillekipferl besetzt ist, macht das gemütliche Rumkugel-Rollen den Abschluss.
Küchenchefin war früher selbstverständlich meine Mutter, aber sie erlaubte mir Schritt für Schritt mehr als bloße Hilfstätigkeiten. So fuchste es sie, wenn sie merkte, dass sie den Kipferlteig nicht mehr so gut ausrollen konnte, und dann durfte ich diese heikle Angelegenheit übernehmen. Heute bin ich ihr dankbar für die vielen Tricks, die die Kekse erst richtig gelingen lassen.
Durchaus unterschiedlich sahen wir die Gretchenfrage beim Kekse-Backen: Wie hält man es mit dem Naschen während der Herstellung? Selbstverständlich müsste die verantwortungsvolle Bäckerin schon während des Backprozesses regelmäßig die Qualität der Kekse prüfen. Doch das gelingt mir nur selten, denn irgendwie bin ich während der Arbeit viel zu konzentriert zum Probieren und verkoste lieber gemütlich danach, wenn alles fertig ist.
Allzu viel kosten geht ohnehin nicht, denn mindestens genauso viel Freude wie das Kekse-Backen macht es mir, die selbstgebackenen Kekse zu verschenken.
Und damit bin ich jetzt wieder in Währing. In der Buchhandlung gleich ums Eck. Denn zur Vorweihnachtszeit gehört für mich nicht nur das Backen, sondern auch das Schmökern und Bücher-Aussuchen. Und weil ich schon vor langem mitbekommen habe, wie anstrengend das Weihnachtsgeschäft für die Chefin und ihre Mitarbeiter*innen ist, habe ich irgendwann beschlossen, auch den Buchhändler*innen ein Keks-Sortiment zur Stärkung vorbeizubringen. Gesagt getan, wenig später stand ich im Laden, überreichte die Kekse und erntete ein dankbares Lächeln auf den erschöpften Gesichtern.
Später hat mir die Belegschaft erzählt, dass nach den ersten Kostproben der Vorwand immer häufiger wurde, ein Geschenk einpacken zu müssen – um sich dazu ins Lager der Buchhandlung zu schleichen und schnell ein Keks vom Teller zu stibitzen. Und dass die Kekse sich so großer Beliebtheit erfreuten, dass sie innerhalb kürzester Zeit allesamt verschwunden waren. Und so habe ich auch das zur schönen Tradition gemacht: Irgendwann im Advent, kurz vor Weihnachten, schaue ich mit den selbstgebackenen „Bezirksvorsteherinnenkeksen“, wie die Buchhändler*innen sie mittlerweile liebevoll nennen, vorbei und freu mich über die alljährlich wiederkehrende Freude, die das macht.
Und weil ich gehört habe, dass es die Vanillekipferln sind, die in der Buchhandlung immer als allererstes verputzt sind, möchte ich das Rezept hier gerne mit Ihnen teilen:
Nuss-Vanillekipferl
- 28 dag Mehl (universal oder glatt)
- 21 dag Butter
- 10 dag Nüsse
- 10 dag Staubzucker
- etwas Backpulver
- Zitronenschale
Alles zu einem Teig verkneten, schmale Rolle formen, teilen und zu Kipferl formen. 18 Minuten bei 150 Grad backen. Staubzucker mit Vanillinzucker mischen und die Kipferl heiß damit bestreuen.