Ein Augenöffner – das Kinderparlament in der Hans-Radl-Schule

Ein Augenöffner – das Kinderparlament in der Hans-Radl-Schule

Eine wichtige Stimme im Währinger Kinderparlament ist die der jungen Vertreter*innen der Hans-Radl-Schule. Diese Schule für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist eine unglaublich großartige Einrichtung – von ihrer Architektur und Infrastruktur über die engagierten Pädagog*innen bis zu den Kindern und Jugendlichen selbst. Deren Blick auf den Bezirk nochmals spezielle Aspekte einbringt.

Und weil unter ihren jungen Abgeordneten in der Regel einige mit Rollstuhl unterwegs sind, was die Anreise ins Amtshaus oft zu personal- und kostenintensiv macht, gilt für mich als Bezirksvorsteherin: Wenn die jungen Abgeordneten nicht zu uns ins Kinderparlament kommen können, dann kommt das Parlament zu ihnen. Das bedeutet, dass ich in die Hans-Radl-Schule gehe, um die Anträge der Kinder dort zu hören und mit ihnen zu diskutieren. Schöner Nebeneffekt: So ist auch mehr Zeit, um sie ein bisschen kennen zu lernen.

So erinnere ich mich immer noch sehr gerne an die erste Klasse, mit der ich dort zu tun hatte: An die zehn Kids, die gerade voll auf Harry-Potter-Trip waren. Zu meinem Glück hatte ich gerade den letzten der sieben Bände gelesen und konnte so durch Sachkenntnis punkten. Jedes Mädchen und jeder Bub in der Klasse hatte sich einen der Charaktere als Alter Ego ausgesucht, und spätestens als ich mitdiskutierte, wer da mit wem befreundet ist und wer sich durch welche Fähigkeiten auszeichnet, hatte ich ihre Herzen erobert. Und sie meines sowieso. Die Begeisterung, mit der sie in ihrer Phantasie ihre Rollis in die fliegenden Hexenbesen umdeuteten, mit denen die Zauberlehrlinge unterwegs sind, muss ihnen erst einmal jemand nachmachen.

Was ihre Anliegen im Kinderparlament anlangt, sind die Kids meist beeindruckend selbstbewusst und gut vorbereitet. So beispielsweise der Antrag für ein Rolli-taugliches Spielgerät am Feuerwehrspielplatz im Türkenschanzpark. Mit dem Zusatz, dieses dann auch selbst testen zu wollen.

Und so kam es dann auch: Als das Rolli-Karussell und die Spezialschaukel, für die sich unsere Spielgeräte-Expert*innen entschieden hatten, montiert waren, trafen wir uns mit den Schüler*innen am Spielplatz, um das Ergebnis zu überprüfen.

Zuerst wurde das Rolli-Karussell getestet und die jungen Abgeordneten waren begeistert. Abwechselnd manövrierten sie ihre Rollis behände in das Karussell und konnten gar nicht genug Rotation abbekommen – womit neben dem Geräte-Check auch noch intensiv daran geforscht wurde, wem von wieviel Drehen wie schlecht wird, und wem nicht. Zwei weitere Kindergruppen, die gleichzeitig am Spielplatz herumtobten, wollten dem nicht nachstehen – womit letztlich alle Kinder, ob mit oder ohne Rolli, das Gerät und ihre Mägen solidarisch einem ultimativen Stresstest unterzogen.

Nachdem sich alle vom Drehwurm erholt hatten, verwies ich dann noch ganz stolz auf die Spezialschaukel – geeignet auch für größere Kinder, die Rückenunterstützung brauchen und deshalb nicht so gut auf einer Brettschaukel sitzen können.

Auch die wurde begutachtet und prinzipiell für gut befunden – allerdings mit einem Riesenmanko: Der mit Rindenmulch ausgelegte Fallschutzbereich rundherum wäre mit einem Mäuerchen eingerahmt, und über das komme man mit Rolli einfach nicht drüber. Selbst für eine schiebende Begleitperson wäre das ein heftiges Hindernis. Guter Hinweis – und ein leicht zu lösendes Problem: Mittlerweile kann das Mäuerchen mittels Metallrampe hinauf zum Schaukelbereich gut überwunden werden.

Ein anderes ist leider noch ungelöst: Beim Verlassen des Spielplatzes wurde überdeutlich, dass die selbstschließenden Tore für Rolli-fahrende Kinder ein unüberwindliches Hindernis sind. Und dass es selbst für eine Begleitperson beschwerlich ist, das selbstschließende Tor zu öffnen und den Rolli durchzuschieben. Gleichzeitig müssen diese Tore schwer aufgehen, damit Kleinkinder sie nicht allein öffnen können – und ihre Eltern so die Sicherheit haben, dass ihr Kind sich nicht Richtung gefährlicher Straße oder sonstwohin auf den Weg macht.

Ich habe die Expert*innen der Stadtgärten gebeten zu tüfteln, ob’s da nicht doch eine Lösung gibt – bislang noch ohne Erfolg. Aber vielleicht hat ja irgendwann Harry Potter einen Ideenblitz.