Sturm und Starkregen zu viel für Bäume

Sturm und Starkregen zu viel für Bäume

Sturm und Starkregen zu viel für Bäume

Das Unwetter Mitte September hat Währing zahlreiche Bäume gekostet – viele davon groß, alt und tiefverwurzelt.

Wir schrieben das Jahr 1897: In den USA bricht der Klondike-Goldrausch aus, Rudolph Diesel stellt seinen neuartigen Motor vor, das Riesenrad im Prater dreht seine allererste Runde – und im damals schon stillgelegten Währinger Friedhof wird ein „Celtis occidentalis“ gepflanzt. Der Baum wächst und gedeiht, er überlebt den Kaiser und sein Reich, die erste Republik, während derer aus dem Friedhof der Währinger Park wird, er überlebt den Nationalsozialismus, zwei Weltkriege und das gesamte 20. Jahrhundert.

Was er nicht überlebt: Dass durch die Klimakrise das Mittelmeer derart aufgeheizt wurde, dass im September 2024 beispiellose Wassermassen auf den Osten Österreichs niederregneten. Als dann noch heftige Sturmböen dazukamen, fanden seine Wurzeln im völlig aufgeweichten Boden keinen Halt mehr. Der fünfundzwanzig Meter hohe Baum mit seiner stolzen, fünfzehn Meter breiten Krone fiel.

40 gesunde Bäume gefallen

Zwei Wochen später sind die Wiener Stadtgärten noch immer damit beschäftigt, die Schäden zu erfassen, bislang zählen sie allein in Währing rund 40 „Totalschäden“ – Bäume, die durch den Sturm entwurzelt oder derart in Schieflage gebracht wurden, dass sie gerodet werden mussten. All diese Bäume waren gesund und erhaltungswürdig, betroffen waren Bäume jeder Art und jeden Alters, besonders aber die großen, alten „Baumriesen“.

Verbündete verloren

Dabei brauchen wir gerade diese alten Bäume mit ihren großen Kronen: Sie spenden viel Schatten und Sauerstoff, sie filtern Staub, Bakterien und Pilzsporen aus der Luft, sie verhindern den Abfluss von Trinkwasser, sie bieten unzähligen Vögeln und Insekten Lebensraum und Nahrung. Und nicht zuletzt tun sie der Seele gut: Durch den Wald spazieren, oder auf der Wiese liegen und durch das rauschende Blätterdach in den Sommerhimmel blinzeln – danach geht’s einem immer besser als davor.

Wenn es darum geht, das Leben in der Stadt auch in den immer heißeren Sommern erträglich zu halten, sind diese großen, alten Bäumen wichtige Verbündete. Und gleichzeitig macht auch ihnen die Klimaveränderung zu schaffen: Die heißen Sommer trocknen die Bäume aus, die Sonne setzt ihnen mit Sonnenbrand zu, der Herbst zerstört mit Regenmassen und Stürmen und die milden Winter lassen sie zu früh austreiben, die Triebe sterben im Frost ab.

Alte Bäume erhalten, neue pflanzen

„Der Verlust dieser alten Bäume schmerzt ganz besonders – wird es doch sehr lange brauchen, bis die nachgepflanzten Jungbäume eine ähnliche Leistung für die Abkühlung der Stadt erbringen. Mit Fortschreiten der Klimaerhitzung werden solche Unwetter häufiger – und wir müssen konsequent handeln, um den Wettlauf mit der Zeit zu gewinnen,“ so Bezirksvorsteherin Silvia Nossek. „Und auch wenn wir nicht wissen, wo das nächste Unwetter zuschlagen wird, ist es umso wichtiger, dass wir von unserer Seite alles tun, um den Baumbestand zu erhalten – so wie zuletzt mit den Maßnahmen in der Pötzleinsdorfer Straße und in der Kreuzgasse. Und ich bin froh über jeden der über 200 neuen Baumstandorte, die wir seit meinem Amtsantritt in bisher eher grauen Straßenzügen schaffen konnten.“