Nicht das Auto ist unintelligent…

Nicht das Auto ist unintelligent…

Ich oute mich jetzt mal: Nein, ich bin keine Autofeindin. Und ich will auch die Menschheit nicht autolos machen. Genau so wenig, wie ich finde, dass wir Akkuschrauber, Satellitenantennen oder Computertomographen abschaffen sollten. Ich finde sogar, dass das Auto eine ziemlich intelligente Erfindung ist.

Als letztes Jahr Freunde im Waldviertel nahe der tschechischen Grenze geheiratet haben, sind wir mit dem Auto hingefahren. Nach einem kurzen Blick in die Öffi-Fahrpläne eindeutig die beste Variante. Es ist auch nachvollziehbar, dass für den Wochenendbesuch bei den Großeltern im Südburgenland Kinder und ihre Siebensachen per Blechkutsche dorthin verfrachtet werden. Und auch wenn es mittlerweile Experimentierfreudige gibt, die ihre Übersiedlung mit Lastenfahrrädern erledigen, halte ich einen Kastenwagen in diesem Fall für nicht übertrieben. Ganz zu schweigen von den Segnungen motorisierter Einsatzkräfte wie Feuerwehr und Rettung.

Das Auto ist großartig – wir haben nur zu viele davon und wir fahren unnötig viel damit. Das ruiniert unsere Lebensqualität, besonders in der Stadt, und gleichzeitig macht es jene Unabhängigkeit und Schnelligkeit, die das Auto so nützlich machen, im Stau und bei der endlosen Parkplatzsuche zur Illusion.

Intelligente Autonutzung heißt: Autofahren nur dann, wenn es sinnvoll ist.
Nicht vom 18. Bezirk zum Konzert in die Innenstadt. Wo doch Konzerthaus und Musikverein bequem per Öffis zu erreichen sind. Nicht zum Einkauf in die Mariahilfer Straße – nur auf den Verdacht hin, man könnte etwas Größeres einkaufen. Als wäre für den Fall des Falles das Taxi noch nicht erfunden.

Nicht jeden Tag die Kinder chauffieren, wenn Schule und Kindergarten doch auch zu Fuß gut zu erreichen sind. Und nicht für jede Erledigung automatisch ins Auto steigen – wenn man schon so wohnt, dass das nächste Lebensmittelgeschäft, die nächste Apotheke und der nächste praktische Arzt in Zu-Fuß-Geh- oder Fahrraddistanz liegen.

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Und intelligente Autonutzung heißt: Nutzen statt Besitzen. Dann brauchen wir nämlich weniger davon. Das durchschnittliche Wiener Auto tut derzeit 23 Stunden am Tag nichts anderes, als herumzustehen und Platz zu verstellen. In der Zeit könnten andere es nutzen. Carsharing ist mittlerweile professionell organisiert und jedes Carsharing-Auto ersetzt ungefähr acht Privatautos. Was für eine Geld- und Materialersparnis – und was für ein Platzgewinn!

Jeder unnötig gefahrene Auto-Kilometer und jedes unnötig herumstehende Auto bedeuten Abgase, Lärm und Platzverbrauch – und zwar für alle, nicht nur für die, die fahren. Jeder nicht gefahrene Autokilometer und jedes Auto weniger bedeuten Lebensqualität in der Stadt. Unsere Intelligenz ist gefragt.