Gärten und Oasen – Währinger*innen gestalten ihr Grätzl

Gärten und Oasen – Währinger*innen gestalten ihr Grätzl

Gärten und Oasen – Währinger*innen gestalten ihr Grätzl

Duftender Lavendel, gemütliche Wohnzimmer für die Nachbarschaft, eine kleine Kinderoase: Es gibt viele Möglichkeiten, den Bezirk nach eigenen Vorstellungen mitzugestalten. Vier Beispiele zeigen, wie man mit etwas Engagement – und Unterstützung – das eigene Umfeld grüner, freundlicher und lebenswerter machen kann.

Wien ist eine tolle Stadt, Währing ein wunderbarer Bezirk. Und doch: Besser geht immer. Die meisten Bewohner*innen teilen den Wunsch nach mehr Grün statt grauem Asphalt, nach guter Nachbarschaft statt Anonymität der Großstadt.

Dabei ist zunächst einmal die Politik gefragt: Seit Amtsantritt von Bezirksvorsteherin Silvia Nossek wurden über 200 neue Baumstandorte im Straßenbereich geschaffen, größere und kleinere Plätze so gestaltet, dass sie sich zu beliebten Treffpunkten und Aufenthaltsräumen entwickelt haben, und mit Aktionen wie dem Nachbarschaftstag wurde ermöglicht, dass die Leut‘ zammkommen.

Und mit der richtigen Unterstützung durch die Politik werden die Währingerinnen und Währinger auch gerne selber aktiv und gestalten ihren Bezirk tatkräftig mit:

Ein bisschen Luxus für alle

Frau Pont aus der Antonigasse etwa: Zuerst setzte sie sich für mehr Bäume ein, später holte sie sich die Erlaubnis, eine Grätzloase vor ihrem Haus einzurichten. Aus Europaletten und Eduscho-Gartenmöbeln baute sie selbst zusammen, was seitdem Jung und Alt erfreut: Die Kinder des nahen Kindergartens lernen hier die Namen verschiedener Pflanzen kennen, Betagtere legen eine kurze Rast auf dem Weg vom Einkauf ein, und auch Jugendliche sitzen hier – die schauen aber mehr ins Handy als auf die Blumen, lacht Frau Pont. Während wir uns unterhalten, bleibt eine Frau stehen und fragt mit auslandender Geste, ob „das“ ihr gehöre? „Sehr schön“ sei das, „sehr schön!“ Solche Rückmeldungen bekommt Frau Pont viele, und das sei den Kampf gegen die ewigen Tschickstummel wert. Lärm sei nie ein Problem gewesen – aber dem wüsste sie auch Abhilfe zu schaffen: Mit einem Kübel kaltem Wasser, schwungvoll aus dem Fenster!

Apotheke mit Kräutergärtchen

Derart drastische Mittel hat sich Frau Reisegger noch nicht überlegt. Sie betreibt die „Gersthofer Apotheke“, am Gehsteig davor fristeten zwei Baumscheiben lange ein trauriges Dasein aus Mist, Hundekot und zertrampelten Pflanzen – in Harmonie mit der allgemeinen Betontristesse. Der Efeu, den sie selbst setzte, ging bald ein.

Als durch die Neugestaltungen rundherum alles immer netter und grüner wurde, fasste Frau Reisegger neuen Mut – und suchte sich Unterstützung: Auf einer Veranstaltung kam sie mit Bezirksvorsteherin Silvia Nossek ins Reden. Und dann ging alles „überraschend schnell“, wie sie sagt: Die Baumscheiben wurden umzäunt, und ihrem Wunsch gemäß mit Lavendel und Thymian bepflanzt. Darum kümmert sich nun Frau Reisegger, sie gießt, jätet und entfernt seufzend Hundehäufel. Der Zaun helfe sehr, aber sie habe auch schon Leute beobachtet, die ihre Hunde extra darüber heben… Dafür entschädigen die vielen positiven Rückmeldungen von Kund*innen. Und auch die Apothekerin selbst ist „ganz, ganz begeistert!“ von ihrem duftenden Heilkräutergärtchen.

Mehr Platz für Kinder

Janina Klein führt das Spielzeugwarengeschäft „Akoko“ auf der Währinger Straße – direkt davor hat sie eine kleine Grätzloase aufgestellt. Die Idee dazu kam ihr wegen der Autos: Denn „die Kinder wuseln immer bei der Türe rum“ – mit einer Grätzloase als Barriere wären sie vor dem Verkehr geschützt, so die Überlegung. Sie wandte sich an die Bezirksvorstehung, und mit Unterstützung von Bezirksvorsteherin Silvia Nossek wurde ein regelkonformer Entwurf erarbeitet. Zu Beginn hätten die benachbarten Ladenbesitzer*innen weniger Kundschaft befürchtet – weil ja jetzt weniger Parkplätze da wären. Das sei aber nicht eingetreten. Ihr selbst ist wichtig, dass der Bezirk kinderfreundlich ist. Und dazu trägt die Grätzloase jedenfalls bei: Neben Bankerl und Grün gibt’s hier auch Spielsachen, und manche Kinder, so berichten Eltern, freuen sich jeden Tag auf die kleine Spielpause in der Akoko-Grätzloase.

Sticken, Stricken, Feierabendbier

In der betongeprägten Hofstattgasse steht als Farbtupfer die „Oasenstattgasse“ – nicht nur optisch eine Freude: „Die Grätzloase hat die ganze Nachbarschaft besser gemacht, hier kommen die Leute wirklich zusammen“, erzählt Jana, eine der Betreiber*innen. Bei den regelmäßigen Strickrunden saß man anfangs zu zweit – mittlerweile kommen bis zu zwölf Personen. Die 48er legen hier morgens ein Päuschen ein, ein Herr im wichtigen Anzug entspannt abends am Heimweg beim Feierabendbier, eine Gruppe älterer Damen sitzt öfters tratschend beisammen. Kleinkinder spielen, Gymnasiast*innen rauchen heimliche Zigaretten. Im Dezember hatte sich sogar irgendwer die Mühe gemacht, die Grätzloase weihnachtlich zu dekorieren – und die Hausgemeinschaft gab Waffeln und Glühwein für die Nachbarschaft aus.

Etwas Arbeit, viel Unterstützung

Die Grätzloasen machen also viel Freude – trotz der damit schon auch verbundenen Arbeit: Jana von der „Oasenstattgasse“ ist bei ihrer Initiative beispielsweise für die Bürokratie zuständig – Pläne, Genehmigungen, jetzt meist Förderungen. Eine Erleichterung sei, dass die Oase inzwischen über den Verein Grätzloase versichert werden kann – überhaupt gibt es von dort viel Unterstützung durch Beratung, Know-How, Vernetzung und ein Budget von bis zu 5.000 Euro pro Aktion und Projekt. 140 davon wurden allein 2024 in ganz Wien unterstützt! Und seit 2024 gibt es die modulare Grätzloase „RONJA“ für handwerklich weniger begabte Bürger*innen.

Mit Währing hat man beim Verein gute Erfahrungen gemacht: Es gäbe viele engagierte Bürger*innen, und auch die Zusammenarbeit mit der Bezirksvorstehung sei immer erfolgreich gewesen. Manchmal gebe es zu Beginn Klagen aus der Nachbarschaft über die zwei weggefallenen Parkplätze – in der Regel stellten die Menschen aber sehr schnell fest, dass mehr Grün und eine gute Nachbarschaft das Leben für alle schöner machen.

Haben Sie Lust bekommen, eine Grätzloase zu betreiben? Oder Sie möchten einfach ein bisschen vor der Haustüre garteln? Alle Infos unter https://graetzloase.at sowie https://gbstern.at/themen-projekte/urbanes-garteln/garteln-ums-eck.

Über das Aktionsprogramm Grätzloase Das Aktionsprogramm Grätzloase ist eine Initiative, die von der Stadt Wien gefördert und von dem Verein Lokale Agenda 21 Wien umgesetzt wird. Es unterstützt engagierte Wiener*innen, den öffentlichen Freiraum mit ihren Ideen zu gestalten. Eine Jury wählt unter den Einreichungen aus. Diese werden finanziell sowie mit Know-How bei Genehmigungen und bei der Durchführung von Aktionen und Projekten unterstützt. Im Jahr 2024 werden über 140 Aktionen und Projekte in ganz Wien durch das Aktionsprogramm Grätzloase begleitet. Weitere Informationen zum Aktionsprogramm finden Sie auf der Website graetzloase.at.