Der unsichtbare Zebrastreifen, oder: Die Kinder sind zurück

Ein neues Schuljahr beginnt, und mit ihm eine der wichtigsten Fragen: Wie können wir gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Kinder und Jugendlichen sicher in die Schule kommen? Ein zu wenig beachteter Paragraph der Straßenverkehrsordnung gibt dazu eine gute Anleitung.
Paragraph 29a der Straßenverordnung ist wenig bekannt – die meisten Menschen absolvieren ihre Führerscheinprüfung, ohne jemals davon gehört zu haben. Dabei ist die Bestimmung ein wichtiger Schlüssel für mehr Kindersicherheit im Straßenverkehr:
„Vermag der Lenker eines Fahrzeuges zu erkennen, daß Kinder die Fahrbahn einzeln oder in Gruppen, sei es beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt, überqueren oder überqueren wollen, so hat er ihnen das unbehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen und hat zu diesem Zweck, falls erforderlich, anzuhalten.“ (StVO, §29a)
Für Kinder gilt also überall die „Zebrastreifen-Regel“: Wenn sie die Straße überqueren wollen, ist im Zweifelsfall anzuhalten.
Jeder Unfall ist einer zu viel
71 Prozent der Unfälle mit Kindern verursachen nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen. Und das leider viel zu häufig: Zwischen 2013 und 2023 wurden 80 Kinder im Straßenverkehr getötet, fast 27.000 verletzt.
Über die Hälfte aller tödlichen Autounfälle wird durch Unachtsamkeit bzw. Ablenkung (23,7 Prozent) oder durch nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (25,6 Prozent) verursacht. Es gäbe viel weniger Verletzte und Tote im Straßenverkehr, würden Lenker*innen sich auf den Verkehr konzentrieren und an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit halten.
Wie können wir Kinder schützen?
Es liegt an uns, Terminstress zu vermeiden, vor allem morgens und nachmittags, wenn viele Kinder unterwegs sind. Gestresste Menschen neigen eher dazu, bei grünblinkender Ampel noch schnell zu beschleunigen, oder so rasant um eine Ecke zu biegen, dass ein querendes Kind leicht übersehen wird. Und wer sich mit dem Handy beschäftigt, erkennt auch eher zu spät, dass ein Kind auf die Straße läuft.
Und den einen oder anderen Weg ganz ohne Auto zurückzulegen, hilft nicht nur der Sicherheit der Kinder, sondern der Lebensqualität aller in der Stadt.
Kutschiert werden? Selber gehen!
Das gilt auch für die Kinder selbst: Kinder, die ihren Schulweg selbständig zurücklegen statt mit dem Elterntaxi, machen dabei Bewegung, lernen, sich im Verkehr zu orientieren, und können sich im Unterricht besser konzentrieren. Das sollten wir unseren Kindern so früh und so oft wie möglich gönnen.
Und wenn man sein Kind doch mit dem Auto in die Schule bringen muss, dann lässt man es am besten in etwas Entfernung aussteigen, anstatt unmittelbar bis zum Schuleingang zu fahren. Je weniger Autos nahe der Schule unterwegs sind, umso sicherer für alle Kinder.
„Ab sofort sind wieder jeden Tag ca. 8.000 Kinder und Jugendliche auf Währings Straßen unterwegs. Gemeinsam sind wir für ihre Sicherheit verantwortlich. Tragen wir alle dazu bei, dass unsere Kinder ihren Schulweg sicher und selbständig erleben dürfen,“ so der Appell von Bezirksvorsteherin Silvia Nossek.