Kies und Zäune statt Blumenpracht?

Kies und Zäune statt Blumenpracht?

Kies und Zäune statt Blumenpracht?

Dass immer mehr Bäume Schatten spenden, dass immer mehr Beete erblühen und Währing immer grüner wird – wer freut sich nicht darüber? Die Umsetzung dagegen ruft manchmal Unverständnis hervor: Wieso Blumen setzen, wenn sie dann hinter einem Zaun verschwinden? Und wieso stehen die Pflanzen in grauem Kies statt grünem Gras?

Die gute Nachricht: Beides ist nicht von Dauer – der Kies wird bald überwuchert, die Zäune dann wieder abgebaut werden. Die Maßnahmen sind aber notwendig, um die Bepflanzung überhaupt erst zu ermöglichen und zu erhalten.

Zum Schutz des Bodens…

Der grüne Rasen, der früher häufig um Blumenbeete und Bäume gesät wurde, hat zwei erhebliche Nachteile: Er gleich einer ökologischen Wüste, die kaum Lebensraum bietet; und er hat einen sehr hohen Wasserverbrauch. In Zeiten des massenhaften Insektensterbens und der langen Dürre- und Hitzeperioden also teuer und wenig sinnvoll.

Die grauen Schottersteine dagegen ermöglichen, dass mehr Wasser und Luft ins Erdreich gelangt, und dass die Feuchtigkeit länger gespeichert wird. Und sichtbar ist er ohnehin nur anfangs: Denn anstelle von einjährigen Blumen werden die Grünflächen nach und nach mit einer langlebigen, bunten Mischung aus trockenresistenten Stauden und Gräsern bepflanzt, die von Frühjahr bis Spätherbst blühen. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern bieten auch Insekten Nahrung und Unterschlupf: Denn die Pflanzen breiten sich aus, bedecken den Kies und verwachsen mit den Jahren zu einem farbenfrohen kleinen Stadtdschungel.

… und der Pflanzen

Meist sind Baumscheiben und andere Grünbereiche in Wien von einem sogenannten Sezessions-Zaun umgeben: Niedrige, dunkelgrüne Zäune aus Metall, die vor allem verhindern, dass Autofahrer*innen die Grünfläche als Manövrierfläche zweckentfremden und damit zerstören.

In letzter Zeit fallen aber die sogenannten Chestnut-Zäune auf: Dabei handelt es sich um deutlich höhere Rollzäune aus dünnen Kastanienholz-Staketen. Diese sollen verhindern, dass die Grünfläche betreten und die jungen Pflanzen zertrampelt werden – und vielleicht ist die Hemmschwelle dann doch auch größer, Müll und Zigarettenstummel dort zu entsorgen. Wenn sie zu robuster Größe herangewachsen sind, kann der Zaun entfernt werden, allerdings unter Vorbehalt: Die Chestnut-Zäune haben nämlich darüber hinaus den großen Vorteil, dass sie Hundebesitzer*innen davon abhalten, die Grünflächen als Hundeklo zu missbrauchen. Denn während ein einzelnes Lackerl vielleicht noch als Düngung durchgeht, überleben Pflanzen – auch gestandene Bäume – die regelmäßige Begießung mit ätzendem Hundeurin auf Dauer nicht. 

Bezirksvorsteherin Silvia Nossek freut sich über die Stauden und Gräser, die in Währing derzeit dank der Schotterbeete und Chestnut-Zäune wunderbar wuchern und blühen: „Die Bäume und Bepflanzungen sind nicht nur wichtig, um die Artenvielfalt zu erhalten – sie schützen uns auch vor der schlimmsten Hitze und heben die Lebensqualität im Bezirk für alle. Wir müssen aber rücksichtsvoll und gut mit unseren Pflanzen umgehen, damit wir auch weiterhin Freude an ihnen haben können.“

Und manche sehen in den Zäunen ohnehin mehr als eine notwendige Maßnahme, wie man auf Facebook nachlesen kann: „Sieht aus wie ein Bauerngarten!“, freut sich da etwa eine Bürgerin.

Sie möchten selbst in der Nachbarschaft garteln, eine Baumscheibe adoptieren und sich um die Pflanzen kümmern? Hier finden sich alle Infos dazu: https://gbstern.at/themen-projekte/urbanes-garteln/garteln-ums-eck